"150 Jahre Kaiserreich" - Briefmarken der Königsdisziplin der Philatelie

Der Neuanfang

Aus vollen Kehlen schallte am 18. Januar 1871 der Jubel durch den Versailler Spiegelsaal. Mit erhobenen Säbeln und geschwenkten Hüten ließen die versammelten Fürsten und Militärs den neuen deutschen Kaiser hochleben. Im Angesicht des Sieges über Frankreich hatten die Länder des Deutschen Bundes endlich zusammengefunden und proklamierten ihre Vereinigung im neuen Kaiserreich. Die Reichsgründung unter Wilhelm I. war sowohl das Ende eines langen Ringes um den deutschen Nationalstaat als auch der Beginn einer glanzvollen Epoche, deren Glorie in der Erinnerung kommender Generationen nicht verblasste.

Revolution von oben

Auch wenn sich die Proklamierung des deutschen Kaiserreichs in Wahrheit deutlich nüchterner abgespielt hatte als die offizielle Geschichtsschreibung berichtete, handelte es sich um einen der bedeutendsten Augenblicke der deutschen Geschichte. Seit den Befreiungskriegen gegen die Herrschaft Napoleons hatte es im Volk gebrodelt. Nationale Bewegungen forderten die Einigung Deutschlands. Diese Forderungen waren allerdings oft von einem freiheitlichen Geist erfüllt, den der preußische Ministerpräsidenten, Otto von Bismarck, nicht teilte. Was Revolutionen anginge, so der Staatsmann, wolle er diese lieber selber machen als erleiden. Mit großem politischen Geschick und eiserner Entschlossenheit knüpfte Bismarck an einem Netz, das alle deutschen Länder umfasste und schlussendlich an Preußen band.

Einigungskriege

Es erforderte mehrere bewaffnete Konflikte, um die deutsche Einheit zu verwirklichen. Im Deutsch-dänischen Krieg 1864 kämpfte Preußen noch an der Seite Österreichs um Schleswig und Holstein, doch nur zwei Jahre später standen sich die Verbündeten auf dem Schlachtfeld gegenüber. Der Deutsche Krieg von 1866 schloss die Donaumonarchie endgültig aus dem deutschen Einigungsprozess aus. Unter preußischer Führung vereinte der Norddeutsche Bund vorerst alle Länder nördlich des Mains. Der von Bismarck listenreich eingefädelte Krieg gegen Frankreich 1870 ließ schließlich auch die süddeutschen Länder an der Seite der Preußen gegen den vermeintlichen „Erbfeind“ Frankreich kämpfen. In seinem letzten Schachzug brachte Bismarck den bayerischen König, Ludwig II., gegen geheime Geldzahlungen dazu, den sogenannten „Kaiserbrief“ zu unterzeichnen und damit dem preußischen König die Kaiserwürde anzutragen. Otto von Bismarck, der Architekt des Deutschen Reiches, blieb bis 1890 erster deutscher Reichskanzler.

Gründerzeit

Die frühen Jahre des Kaiserreichs waren geprägt von Optimismus und rasantem wirtschaftlichem Wachstum, befeuert durch den neuen Binnenmarkt und die französischen Reparationsleistungen. Allen Rückschlägen zum Trotz entwickelte sich das Deutsche Reich zur führenden Industrienation Europas, die erst durch den Griff nach der militärischen Vorherrschaft strauchelte und fiel.

Eine Königsdisziplin der Philatelie

Die Briefmarken des Deutschen Reichs zählen zu den aufregendsten Sammelgebieten der Philatelie. Jedes Stück atmet den Geist der Vergangenheit und lässt den Betrachter teilhaben am Glanz und Gloria der Geschichte, aber auch an den harten Kriegsjahren, als es an Rohstoffen und Arbeitskräften mangelte. Die Brustschilde und Krone-Adler-Werte gehören ebenso wie die legendäre Germania zu den Ikonen unter den deutschen Briefmarken. Und ein Blick in die Kolonien eröffnet im Wortsinne neue Horizonte.

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