Aktuelle Briefmarken 2016

Die Bundesrepublik Deutschland gibt jedes Jahr Briefmarken-Neuheiten zu verschiedenen Serien heraus. Zu den aktuellen Briefmarken-Serien aus 2016 gehören u. a. die Serien Blumen, Tierkinder, Wildes Deutschland und Automobil-Legenden. Alle aktuellen Briefmarken 2016 können Sie der folgenden Übersicht entnehmen.

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Briefmarken Januar 2016

 
Briefmarke Alpendistel

02. Januar 2016: Briefmarke "Blumen: Alpendistel"

In Höhen bis zu 3.000 Metern findet man die purpurnen Alpendisteln, die auch unter dem Namen „Bergdisteln“ bekannt sind. Schuttflächen oder steiniger Rasen sind die bevorzugten Standorte der Blume, denn sie liebt kalkhaltige Böden. Die krautige Pflanze ist mehrjährig. Wenn der Herbst kommt, sterben alle oberirdischen Teile der Alpendistel ab. Lediglich ein kleiner Spross bleibt bestehen, aus dem im Frühjahr die neuen Triebe emporwachsen. Diese erreichen eine Höhe von 20 bis 80 Zentimetern, je nach Standort. Auffällig ist dabei der dichte Blätterwuchs am bodennahen Ende des Stängels, während der obere Teil gänzlich blattlos ist. An der Spitze leuchten die Blüten, die bis zu zwei Zentimeter im Durchmesser erreichen. Ihr Nicken im Wind ist ein charakteristisches Merkmal dieser Distel. Die Blüten setzen sich aus rund 200 Blütenblättern zusammen, sogenannten Röhrenblüten. Diese stehen im Blütenkörbchen dicht beieinander, weshalb die Alpendistel zu den Korbblütlern gehört. Im Sommer werden die Disteln von Bienen und Hummeln aufgesucht. Befruchtet entwickelt die Alpendistel ein haariges Köpfchen, ähnlich dem Löwenzahn. Der Wind erfasst die Samenkörner und sorgt für die Verbreitung der Blume.
Aufgrund von Wildverbiss und den Veränderungen aller Lebensräume durch die Spuren der menschlichen Zivilisation ist auch bei dieser Wildblume ein leichter Bestandsrückgang zu beobachten. Zwar gilt die Bergdistel laut der Roten Liste nicht als gefährdet. Schonung wird aber empfohlen. Das richtet sich auch an die zahlreichen Alpinisten, die alljährlich durch die Bergwelt kraxeln. Sie werden ausdrücklich gebeten, keine Wildpflanzen zu pflücken, um die Blumenbestände der wunderschönen Alpinregion nicht weiter auszudünnen. Außerhalb der Alpen kommen diese Blumen auch in den Pyrenäen, auf dem Balkan und in einigen Mittelgebirgszügen vor.
„Alpen-Distel“ lautete übrigens auch der Name einer Leistungsüberprüfung der Bundeswehr 2015. Zwei Wochen lang zogen die Bergjäger mit schwerem Gepäck über die Bergpfade, um ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis zu stellen. Zum Blumenpflücken hatten sie sicherlich keine Muße, aber das ist ja auch ganz im Sinne der Alpendistel.

 

 Briefmarke PorscheBriefmarke Ford

02. Januar 2016: Briefmarken "Klassische Automobile"

Am 2. April 2015 startete die neue Briefmarkenserie zu klassischen Automobilen aus Deutschland, damals mit dem BMW 507 und dem Mercedes-Benz 220 S. Die Fortsetzung präsentiert jetzt einen Porsche 911 Targa und den legendären Ford Capri 1.
Der Targa aus der Stuttgarter Automobilschmiede kam 1965 auf den Markt. Er basierte auf dem seit 1964 erhältlichen 911er-Porsche, erweiterte das Modell aber nun um ein abnehmbares Dach, das namensrechtlich geschützte „Targa“ – italienisch für „Schild“. Die beiden Dachelemente konnten vom Fahrer separat abgenommen werden. Eigentlich hätte der Porsche unter der Bezeichnung 901 erscheinen sollen, so war das „Urmodell“ 1963 auf der Internationalen Automobilmesse in Frankfurt vorgestellt worden. Doch hatte sich der französische Konzern Peugeot die Rechte an allen dreistelligen Typennummern mit einer „0“ in der Mitte gesichert. Das Neue am 911 Targa war das in der Dachkonstruktion eingebaute Überrollschutzsystem. Er wurde daher auch als das „Sicherheitscabriolet“ beworben. Das war wichtig für den Exportmarkt USA, der strengere Bestimmungen hatte. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der erste komplett offene Porsche erst 20 Jahre später gebaut wurde, als die Technik eine solche Konstruktion bei dennoch ausreichender Sicherheit zuließ. Ob diese bei einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h überhaupt gewährleistet werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Vom Porsche 911 Targa wurden über 23.000 Stück verkauft, bis er durch das nächste Modell abgelöst wurde.
Der Ford Capri von 1969 auf der zweiten Sondermarke ist eine Stilikone, die bis heute viele Automobilliebhaber begeistert, aber oft auch in der heimischen Werkstatt beschäftigt, denn die Pflege und der Erhalt eines solchen Wagens erfordert viel handwerkliches Geschick. Seine charakteristische lange Motorhaube verleiht dem Capri ein besonders sportliches Aussehen. Dabei basierte das Modell auf verschiedenen Vorgängern. Das Fahrwerk hatten die Hersteller vom britischen Cortina übernommen, einige Motoren vom deutschen Ford Taunus. Später ergänzten alle europäischen Werke mit einer Reihe stärkerer Motoren das Angebot. Als sogenanntes „Pony Car“ blieb der Capri aber immer noch verhältnismäßig klein, gemessen am Ford Mustang, dem ausgewachsenen „Pferdchen“. Der Ford Capri richtete sich an eine junge Zielgruppe mit einem sportlichen Fahrstil und durfte daher nicht allzu teuer sein. Diese Rechung ging auf. Der 1969er-Capri verkaufte sich gut, insbesondere in die USA. Sein Nachfolgemodell, der Capri 73, übertraf ihn allerdings deutlich, nachdem einige Kinderkrankheiten des Originals ausgeräumt waren.

 Briefmarke Bayerischer Wald  

02. Januar 2016: Briefmarke "Wildes Deutschland: Bayerischer Wald"

Endlose Wälder inmitten einer rauen Berglandschaft, so stellten sich die Römer das wilde Germanien vor. Einen Eindruck dieser ursprünglichen Vegetation bietet der Bayerische Wald, der zusammen mit dem Böhmerwald das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas bildet. Die Grenze zwischen den beiden Wäldern zu ziehen, ist müßig, und die beiden Namen bilden lediglich politische Besitzansprüche der Neuzeit ab. Für die Bayern hieß die Region einst „Nordwald“, weil er im Norden ihrer Siedlungsgebiete lag. Den meisten Einheimischen genügt aber die Bezeichnung „Woid“. Früher sprach man einfach nur vom Böhmerwald, weil es der Wald war, durch den man in Richtung Böhmen wandern musste. Böhmen war lange der wichtigste Absatzmarkt für die bayerischen Salzbergwerke. Der Name des Saumpfades, der von Passau aus nach Tschechien führt, erzählt von diesen Zeiten: „Goldener Steig“. Auch die böhmischen Glashütten importierten dringend benötigte Rohstoffe aus Bayern. Quarz und Holz gab es hier genug. Im Gegenzug lieferten die östlichen Nachbarn den Kalk. Erst im 19. Jahrhundert erfuhr die Region ihre den Nationalstaaten geschuldete Aufteilung in Bayerischer Wald und Böhmerwald.
Der Nationalpark Bayerischer Wald und sein tschechisches Gegenüber, der Nationalpark Sumava, überlassen die Überwindung alter Grenzen ganz der Natur. Die über 24.000 Hektar im Westen bilden zusammen mit den 64.000 Hektar des Böhmerwaldes das größte Waldschutzgebiet im Herzen Europas. Die unberührte Landschaft birgt einen unschätzbaren Artenreichtum. Totholz, das nicht entfernt wird, sondern langsam vermodert, ist ein immer seltenerer Lebensraum, der zahlreichen Insekten, Pilzen und Pflanzenarten Zuflucht bietet. Auch Vögel, Kleinsäuger und Fledermäuse beherbergen die verwilderten Wälder, und über 1000 Arten wilder Bienen, Wespen und Hummeln sind auf solche Lebensräume angewiesen. Sogar die Gewässer bieten einen größeren Fischreichtum, da in ihnen ganz eigene Nahrungskreisläufe entstehen, die den Wasserbewohnern ein reichhaltiges Angebot bescheren. Allein 60 heimische Käferarten benötigen das durchtränkte Totholz in den schwindenden Auen. Bereinigte Forste und begradigte Flussläufe haben über Jahrzehnte die Artenvielfalt in Europa bedroht. Im Nationalpark Bayerischer Wald kann sich die Natur erholen. Das tun auch die Menschen gern, sodass die Region vom sanften Tourismus profitiert – mit zweistelligen Millionenumsätzen jährlich. Damit die Besucher umweltfreundlich zu den Wanderrouten gelangen, setzt die Nationalparkverwaltung auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Wie das Markenmotiv beweist, ist die Schönheit der Wälder nicht nur im Sommer sehenswert.

 Briefmarke Schwetzingen  

02. Januar 2016: Briefmarke "250 Jahre Schwetzingen"

Manche Bücher sind wie Tore in die Vergangenheit. Der Lorscher Codex ist für sich genommen schon eine historische Perle. Das Manuskript aus dem 12. Jahrhundert diente der urkundlichen Dokumentation des Besitzstandes der Lorscher Reichsabtei. Doch in dieser Funktion eröffnet das Buch den Blick in noch weiter zurückliegende Zeiten. Bis in das Jahr 764 reichen die Einträge zurück. Zahlreiche Ortschaften fanden darin erstmalig Erwähnung, so auch die Stadt Schwetzingen, unter dem Datum 21. Dezember 766 als „Suezzingen“ verzeichnet.
Während viele Gemeinden und Städte sich für runde Jubiläumsjahre mächtig ins Zeug legen, um ihr historisches Erbe und ihre kulturelle Bedeutung zu unterstreichen, bedarf Schwetzingen solche Anstrengungen zu seinem 1250-jährigen Bestehen nicht. Es ist bereits alles da. Der Pfälzer Kurfürst Karl III. Philipp hatte das Städtchen als Ausweichresidenz ausgewählt und begonnen, es seinen Ansprüchen entsprechend auszubauen. Im Jahr seines Todes 1742 entschloss er sich, Schwetzingen zu seiner regulären Sommerresidenz zu machen, was weitere Bauarbeiten nach sich zog, die sein Nachfolger, Karl Philipp Theodor, ausgiebig fortsetze. Die „Neue Stadt“ mit ihrem Schlossplatz verband nun die Ortsteile. Es folgten 1752 das Schlosstheater und die Erweiterung des alten Schlossgartens. Dieser ist bis heute eine der größten Sehenswürdigkeiten. Ein Französischer Garten, ein Englischer Garten, zahllose Tempel, Statuen, Wasserkunstbauten sowie eine Moschee verleihen der weitläufigen Grünanlage einen ganz eigenen Zauber, der nicht nur Freunde des Barockstils fasziniert. Im Gegensatz zu manch anderem Garten war der Schwetzinger Schlossgarten früher allen Einwohnern frei zugänglich. Einzig das Badehaus beanspruchte der Kurfürst allein für sich und seine Gäste. Heute zahlen Besucher des Schlossparks Eintritt.
Für seinen weitläufigen Garten hatte sich Karl Theodor auch ein ganz besonderes Fahrzeug angeschafft. Es stammte aus London und hieß Gartenphaeton. Phaeton war bekanntlich der Sohn des Sonnengottes, der sich mit dem Wagen seines Vaters zu Tode gefahren hatte. Des Kurfürsten Phaeton bewegte sich aber ungleich langsamer, da er nur über einen sogenannten „Lakaienantrieb“ verfügte. Das bedeutete, dass hinter dem fürstlichen Sessel ein Bediensteter kräftig in die Pedale trat, um die kutschenartige Karosse über die absolut eben gehaltenen Parkwege zu lenken. Diese schweißtreibende Erfindung sorgte dafür, dass die Parkanlage nicht von Pferdeäpfeln verunziert wurde. Es heißt, dass der Erfinder der Draisine, also des Laufrades, sich von diesem Gefährt habe inspirieren lassen.
Nach dem Wegzug Karl Theodors nach München, wo er 1777 die bayerische Kurfürstenwürde verliehen bekommen hatte, wurden die Anlagen der Residenzstadt erhalten, und es entwickelte sich ein reges Kulturleben, von dem bis heute die Schwetzinger Festspiele zeugen. Besuchern wird auch der als hervorragend geltende Spargel der Region ans Herz gelegt. Aber das lässt sich ja gut miteinander verbinden, so wie es die Sondermarke mit ihren sechs Impressionen tut.

 Briefmarke Löwenburg  

02. Januar 2016: Briefmarke "Burgen und Schlösser: Löwenburg Kassel"

Im ausgehenden Mittelalter war es keine Seltenheit, dass ein Raubritter ein Fräulein entführte und es in seine Burg verschleppte. Ende des 18. Jahrhunderts aber hätte es solche Taten nicht mehr geben dürfen, und doch passierte in Hessen genau dies. Der Ritter war allerdings der Landesvater, Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel, und die Burg musste noch gebaut werden. Die Dame war seine künftige Mätresse, Karoline von Schrotheim, die er gegen ihren Willen entführt hatte. Zwar gelang ihr die Flucht, doch schickten sie ihre Eltern zum Herrscher zurück, wo sie sich schließlich ihrem Schicksal fügen musste. Der Landgraf vergötterte seine Geliebte und baute für sie ab 1793 die Löwenburg, eine der prächtigsten neugotischen Anlagen der Romantik.
Geplant und umgesetzt wurde die Burg ursprünglich als bewohnbare Ruine. Dazu wurde ausschließlich lokaler Tuffstein verwendet, der rasch Witterungsspuren aufweist. Dieses Kalkül ging besser auf als erwartet, sodass der Bau bald echte Zerfallserscheinungen zeigte. Ein Bergfried, ein Küchengebäude sowie einige Wohnräume sahen die Baupläne vor. Andere Gebäudeteile wurden nur angedeutet, um hohes Alter und romantischen Verfall vorzutäuschen. Da Wilhelm IX. einer der reichsten Fürsten Deutschlands war – er hatte viel Geld damit verdient, seine Landeskinder als Soldaten zu verkaufen – wurde die Anlage bald erweitert. Die Ruinenelemente wurden überbaut, und die Burg verwandelte sich in ein prächtiges „Lustschlösschen“. Bis 1801 stand im Kasseler Bergpark eine komplette Höhenburg-Imitation, in die sich der Graf mit seiner Mätresse zurückzog. Vordergründig fernab der Politik pflegte er selbst in pseudo-historischen Kostümen dem Zeitgeist zu frönen. Das Ensemble wurde mit der Zeit noch um einen Burggarten und einen Turnierplatz erweitert.
Doch nach nur fünf Jahren fanden die Ritterspiele vorerst ein Ende. Der mittlerweile zum Kurfürsten aufgestiegene Wilhelm IX., der sich fortan Wilhelm I. von Hessen-Kassel nannte, wurde 1806 von Napoleon aus seinem Land vertrieben und musste ins Exil gehen. Erst 1813 kehrte er zurück und nahm die Regierung wieder auf – ganz im alten Stil. Ein weiteres, monumentales Bauprojekt, die „Chattenburg“, wurde begonnen. Doch 1821 starb Wilhelm I., und damit endeten auch die Neubaupläne. Der Kurfürst fand in der Gruft seiner Löwenburg die letzte Ruhe. Das Burgfräulein aber lebte noch zwei Jahrzehnte als Gräfin von Hessenstein. Die Löwenburg selbst erlitt im Zweiten Weltkrieg mehrere Bombentreffer und wird immer noch restauriert. Nach Abschluss der Arbeiten soll auch die mittelalterliche Waffen-Sammlung des Kurfürsten wieder ihren Platz in den Gemäuern finden. Bis dahin können Besucher wenigstens die bereits in Stand gesetzten Räume besichtigen.

 Briefmarken Februar 2016

 
 Briefmarke Madonnenlilie  

11. Februar 2016: Briefmarke "Dauerserie Blumen: Madonnenlilie"

Ihre Herkunftsregion wird in der östlichen Ägäis vermutet. Schon in der Antike tauchte ihre schneeweiße Blütenpracht auf Wandbildern auf, so beispielsweise im kretisch-minoischen Palast von Knossos. Verschiedene Fundorte erweitern die vermutete Heimat der Madonnenlilie nach Norden hin bis Mazedonien, in Richtung Südosten bis in den Libanon und das westliche Syrien. Auch auf der Vulkaninsel Santorin wurden Vasenbilder entdeckt, die auf eine besondere Stellung dieser Pflanze in der damaligen Kunst und Kultur schließen lassen. Lange nach Erlöschen der minoischen Zivilisation tauchte „Lilium candidum“ erneut in der ägäischen Mythologie auf. Bei den alten Griechen galt sie als die Blume der Hera. Das Weiß entstammte der Sage nach der Muttermilch der Göttin, die Herakles, den außerehelichen Spross ihres chronisch untreuen Gemahls Zeus, irrtümlich zu stillen versucht hatte. Dabei biss der kleine Halbgott so kräftig zu, dass einige Tropfen zu Boden fielen. Der Großteil der herausspritzenden Milch soll sich hingegen am Himmelszelt in Form der Milchstraße gesammelt haben. Im christlichen Kulturkreis wurde die schöne Lilie zuerst mit der standhaften Susanna assoziiert, bevor die Blume schließlich der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet wurde. Die strahlende Farbe der Blütenblätter stand nun für die Unbeflecktheit. Das hatte zur Folge, dass in biblisch motivierten Abbildungen Stempel und Staubfäden fehlen. Deren phallische Form hatten bereits die Griechen erkannt und damit erklärt, dass die eifersüchtige Liebesgöttin Aphrodite Heras Blüte aus Missgunst einen Makel verpasst habe, nämlich das Geschlechtsteil eines Esel inmitten der Blütenblätter.
Durch Gärtnerhand bis nach Mitteleuropa verbreitet, beweist die Madonnenlilie hierzulande tatsächlich eine gewisse Fähigkeit der „unbefleckten“ Fortpflanzung, denn es ist ihr zu kalt, um Samen anzusetzen. Stattdessen kann sie nur durch ihre Zwiebeln vermehrt werden. Dazu muss der Gärtner die Sommerruhe der Madonnenlilie abwarten. Nach ihrer Blüte im Juli sterben alle oberirdischen Teile ab, und die Lilie begibt sich in ihre Ruhezeit. Für die Meteorologie galt die Blume wegen dieser Eigenart bis in die späten 1960er-Jahre als Signalpflanze für den Hochsommer. Heute orientiert sich die Wetterkunde an der Linde, da die Madonnenlilie sich wieder im Rückzug aus den deutschen Gärten befindet.
Einst war die strahlend weiße Lilie auch als Heilpflanze bekannt. Die Römer lobten ihre Kräfte bei der Wundheilung, eine Einschätzung, die von Hildegard von Bingen geteilt wurde. Diese Heilige genießt bis heute einen Ruf als Kräuterexpertin. Sie hatte das überlieferte antike medizinische Wissen in jahrelanger Arbeit mit den Erkenntnissen der Volksmedizin abgeglichen und ergänzt. In Asien pflegt man Lilien übrigens zu essen.

 Briefmarke Rotkäppchen Wald

Briefmarke Rotkäppchen Wolf

Briefmarke Rotkäppchen Jäger

 

11. Februar 2016: Briefmarken "Grimms Märchen: Rotkäppchen"

Seit 2014 erscheinen wieder Wohlfahrtsmarken mit dem Thema „Grimms Märchen“. Nach „Hänsel und Gretel“ folgte 2015 die Geschichte vom Dornröschen. Aktuell zieren drei Motive mit dem Rotkäppchen die Postwertzeichen. Bereits von 1959 bis 1967 waren Zuschlagsmarken zu den Hausmärchen der Gebrüder Grimm erschienen, 1960 vier Marken zu „Rotkäppchen und der Wolf“.
Die Geschichte vom kleinen Mädchen, das vom Weg abkommt und durch einen bösen Wolf in Lebensgefahr gerät, entstammt einer Vielzahl mündlicher Überlieferungen. Je nach Mode und Geschmack kristallisierten sich unterschiedliche Aspekte heraus. In der französischen Fassung von Charles Perrault überwiegt die moralische Ebene. Das Rotkäppchen erlebt kein glückliches Ende. Ihr Schicksal sollte jungen Zuhörerinnen ein Beispiel dafür geben, was ihnen widerfahren kann, sollten sie sich in die Fänge von „Wölfen“ begeben, womit Perrault natürlich Männer meinte.
Die Gebrüder Grimm wählten hingegen einen anderen Ausgang des Lehrstücks. Mithilfe des guten Jägers können Rotkäppchen und ihre Großmutter aus dem Bauch des Untiers befreit werden. Der listige Wolf wird selbst überlistet und bekommt seinen Bauch mit Steinen gefüllt, woran er elendig zugrunde geht. Wie bei vielen anderen Märchen finden sich immer wieder neue Interpretationsansätze, meist psychologischer Natur. Pubertät, ödipale Konflikte oder sexuelle Initiation werden angeführt. Auch rätseln die Analysten über die Rolle der Großmutter. Am Ende aber überwiegt auch in der Grimmschen Fassung das belehrende Element, wenn das Rotkäppchen nach überstandenem Abenteuer schwört, nie wieder entgegen der Anordnung der Mutter den rechten Weg zu verlassen.
Weniger bekannt ist, dass in den Märchen der Gebrüder Grimm eine Fortsetzung des Rotkäppchen-Stoffs zu finden ist, in der erneut der Wolf ausgetrickst wird. Der Dichter Eduard Mörike verschob hingegen die Perspektive und konzentrierte sich lieber auf den Wolf, der nach seiner Tat von schlimmen Schuldgefühlen geplagt wird und sich nichts sehnlicher wünscht als die Vergebung Rotkäppchens. Die große Zahl späterer Bearbeitungen und Parodien belegt in jedem Fall, dass das Märchen vom Rotkäppchen ganz zeitlos die Menschen berührt. Weitere Sondermarken aus den Niederlanden, Polen und Ungarn laden ein, sich thematisch mit märchenhaften Motiven zu beschäftigen. Rumänien widmete Rotkäppchen 2010 eine Europamarke zum Motto „Kinderbücher“. Darauf ist ein Wolf zu sehen, der auf einem Bücherstapel sitzend dem Rotkäppchen vorliest. Bekanntlich können auch Bücher verführen, und der Weg, den man beschreitet, ist nach jedem gelesenen Werk sicherlich ein anderer.

 Briefmarke Notruf

 

11. Februar 2016: Briefmarke "25 Jahre Notruf 112 in Europa"

Früher gehörte es zu den Urlaubsvorbereitungen, sich die Notrufnummern des Reiselandes herauszusuchen. Diese wurden dann fein säuberlich in den Unterlagen hinterlegt. Nicht, dass etwas passiert, aber sicher ist sicher…
Seit 1991 ist der Notruf für die Europäische Union einheitlich geregelt. Wer die 112 wählt, wird sofort mit einer Leitstelle verbunden, die ‒ nach Einschätzung der Lage ‒ Polizei, Feuerwehr oder einen Rettungsdienst alarmiert. 38 europäische Nationen mit über 500 Millionen Einwohnern profitieren von dieser Einigung. Mittlerweile haben sich auch viele Nicht-EU-Mitgliedsstaaten dem europäischen System angeschlossen. Die 112 gilt auch in den Balkanstaaten, der Schweiz, der Türkei, der Ukraine und sogar in Kasachstan. Auch in Südamerika und Asien haben einige Staaten ihre Notrufnummern angepasst, wie etwa Costa Rica oder Neuseeland. Urlauber in Übersee stehen ebenfalls auf der sicheren Seite, selbst wenn sie in ihrer Aufregung den heimischen Notruf wählen. Denn die nordamerikanischen Schaltstellen leiten diese Anrufe automatisch auf den eigenen Notruf um: die 911.
Noch eine Besonderheit weist der Notruf auf: Er ist immer und überall kostenlos. Selbst wenn man kein Kleingeld für die Telefonzelle oder das Handy kein Guthaben mehr hat, ist der Hilferuf garantiert – zumindest gesetzlich. Die EU-Mitglieder haben in den vergangenen 25 Jahren mit allen Telefon- und Netzanbietern die Durchsetzung dieser Richtlinie aushandeln müssen. Ist die 112 dennoch nicht oder nur eingeschränkt verfügbar oder die Leitstelle nicht in der Lage, angemessen zu handeln, droht ein Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen das Land. 17 Verfahren sind bisher aktenkundig. Ein anderer Faktor ist die Netzverbindung. Die Wahl der 112 leitet den Notruf automatisch in das nächste verfügbare Netz, unabhängig von Telefonverträgen.
Von der Europäischen Union wird die 112 auch als „Europanotruf“ beworben. Um die Bekanntheit der Rufnummer zu steigern, wurde 2009 ein „Europäischer Tag des Notrufs 112“ ins Leben gerufen. Dieser wird, in numerischer Konsequenz, stets am 11. Februar gefeiert. Ob man denn wirklich noch einen Gedenktag brauche, mögen Kritiker einwenden. Tatsache ist, dass immer noch erstaunlich wenigen Menschen die gemeinsame Notrufnummer bekannt ist. 2008 waren es weniger als ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Dank verschiedener Kampagnen und entsprechender Medienarbeit ist dieser Anteil auf fast ein Drittel gestiegen. Die aktuelle Sondermarke könnte zumindest für das Bundesgebiet helfen.

 Briefmarke Litfaß

 

11. Februar 2016: Briefmarke "200. Geburtstag Ernst Litfaß"

Er war ehrgeizig und strebte nach Ruhm und Anerkennung. Das Theater schien seine Berufung. Doch den gewählten Künstlernamen „Flodoardo“ kennt heute niemand mehr. Seinen bürgerlichen Namen hingegen kennt jedes Kind, auch wenn nicht jeder weiß, dass es eine Person war, nach der einst die Litfaß-Säule benannt wurde. So einfach und doch so praktisch schlugen diese „Annocir-Säulen“ im Berlin der 1850er-Jahre ein wie eine Bombe. Freilich war das Lob nicht ungeteilt, denn die Erfindung des Druckers Ernst Litfaß diente nicht nur dem Wohl der Menschen.
Tatsache war, dass Berlin damals unter einer wahren Flut an Aushängen litt. Die Stadt war förmlich zugeklebt mit Anzeigen, Gesuchen, aber auch Pamphleten und Aufrufen. Die Revolution von 1848 hatte gezeigt, dass diese Form der Nachrichtenübermittlung durchaus funktionierte und jegliche Zensur aushebelte. Insofern rannte der umtriebige Geschäftsmann offene Türen ein, als er dem Polizeipräsidenten seine Erfindung präsentierte, die auf einen Schlag die Stadt sauberer machen sollte, gleichzeitig aber eine gewisse Kontrolle über die getätigten Aushänge gewährleistete. Denn die Annonce an einer Litfaß-Säule war nicht kostenlos, der Anzeigenkunde blieb nicht vollkommen anonym, und allzu kritische Texte konnten im Vorfeld eingezogen werden. Noch während der Märzunruhen hatte Litfaß selbst fleißig Pamphlete der „Aufwiegler“ gedruckt und war sogar Herausgeber des „Berliner Krakehlers“ gewesen, eines Revolutionsblattes, das bald verboten wurde. Jetzt suchte Litfaß den Erfolg in der Zusammenarbeit mit der Obrigkeit. Polizeipräsident Hinckeldey willigte in einen Exklusivvertrag ein. Litfaß würde das Monopol für seine Säulen bekommen, im Gegenzug verpflichtete er sich, 30 öffentliche Toiletten zu finanzieren. Die Exklusivrechte an seiner Erfindung waren ein großer finanzieller Erfolg, die Toiletten gerieten dabei in Vergessenheit – so wie bereits vorher of manche Honorare und Urheberrechte der von ihm publizierten Druckwerke. Seine Druckerei richtete Litfaß ebenfalls auf die neue Form der „Reclame“ aus. Mehrfarbige Drucke, Schnellpressen und die Herstellung normierter „Litfaßzettel“ kurbelten das „Geschäft im Geschäft“ an, und wohl platzierte Loyalitätsgesten mit dem Königshaus ließen nicht nur seine unruhige Vergangenheit vergessen, sondern brachten Ernst Litfaß sogar den Titel des „Commissions-Raths“ und des „Königlichen Hof-Buchdruckers“ ein.
Die Bevölkerung verlor mit den Jahren ihre kritische Haltung gegenüber den Litfaßsäulen, und spätestens während der Kriegsjahre 1864, 1866 und 1870/71 genossen die Plakatstellen äußerste Popularität. Der findige Unternehmer hatte sich das Exklusivrecht für die Veröffentlichungen der Kriegsdepeschen gesichert, sodass alle besorgten oder interessierten Bürger vor seinen Säulen Schlange standen, um das Neueste von den Kriegsschauplätzen zu erfahren. Litfaß erhielt für diese „Leistung“ sogar noch einen Orden. Er zelebrierte seinen Patriotismus noch mit zahlreichen Veteranen-Bällen und Wohltätigkeitsveranstaltungen, bevor er 1874 während eines Kuraufenthalts verstarb. Seine Säulen indes blieben der Welt bis heute erhalten. Eine Berliner Sondermarke gedachte am 14. November 1979 des 125. Jahrestags ihrer Einführung.

 Briefmarken März 2016

 

Briefmarke Feldhase

Briefmarke Graugans

01. März 2016: Briefmarken "Tierkinder"

Briefmarke Kloster

01. März 2016: Briefmarke "Kloster Corvey – Weltkulturerbe der UNESCO"

Briefmarke Schloss Sanssouci

01. März 2016: Briefmarke "Burgen und Schlösser: Schloss Sanssouci"

Briefmarke Frauenkirche

01. März 2016: Briefmarke "300. Geburtstag George Bähr"

 Briefmarken April 2016

 

Reinheitsgebot

07. April 2016: Briefmarke "500 Jahre Reinheitsgebot für Bier"

Briefmarke Kloster

07. April 2016: Briefmarke "125.  Geburtstag Nelly Sachs"

07. April 2016: Briefmarken "Schätze aus deutschen Museen"

07. April 2016: Briefmarke "Deutschlands schönste Panoramen": Moselschleife

Briefmarken Mai 2016

 

02. Mai 2016: Briefmarken "Schreibanlässe"

   

02. Mai 2016: Briefmarke "Europa": Umweltbewusst leben

 

 

02. Mai 2016: Briefmarke "100. Deutscher Katholikentag in Leipzig"

   

02. Mai 2016: Briefmarke "20 Jahre Shrines of Europe - Altötting"

 

 

 

02. Mai 2016: Briefmarken "Für den Sport"

 

Briefmarken Juni 2016

 

 

02. Juni 2016: Briefmarke "Wildes Deutschland: Sächsische Schweiz

02. Juni 2016: Briefmarken "Mikrowelten"

02. Juni 2016: Briefmarke "25 Jahre Deutsch-Polnisches Jugendwerk"

02. Juni 2016: Briefmarke "Für den Umweltschutz"

Briefmarken Juli 2016

 

 

07. Juli 2016: Briefmarken "Leuchttürme"

07. Juli 2016: Briefmarke "125 Jahre erster Gleitflug Otto Lilienthal"

Briefmarken August 2016

 

04. August: Briefmarke "1200 Jahre Benediktinerabtei Münsterschwarzach"

04. August 2016: Briefmarken "Für die Jugend 2016": Salzwasserfische"

Briefmarken September 2016

 

 

 

01. September: Briefmarke "Tag der Briefmarke - Liebesbriefe"

Sie gehören sicherlich zu den schönsten Schrifterzeugnissen der Menschheit: die Liebesbriefe. Das Herz auf einem Briefbogen auszuschütten, um dem geliebten Menschen aus der Ferne seine Gefühle zu übermitteln, ist eine hochromantische, für manche Menschen vielleicht ein wenig altbackene, aber gleichzeitig auch komplexe Angelegenheit. Die Briefmarke „Tag der Briefmarke: Liebesbriefe“ vom 1. September bedient sich zur Darstellung dieser Herausforderung eines originellen grafischen Motivs. Zwei umschlungene Schreibwerkzeuge zeichnen zusammen ein Herz. Die Einfachheit der Symbolik wird dabei ganz treffend von der etwas ungesunden Form der Stifte konterkariert. Denn der Prozess des Liebesbriefschreibens kann im schlimmsten Falle etliche zerbrochene Bleistifte kosten, wenn nicht nur im Geiste um die richtigen Worte gerungen wird. Diese zu finden, ist nicht jedermanns Sache. So ist in Edmond Rostands Versdrama „Cyrano de Bergerac“ der glücklich Liebende Christian de Neuvillette zu solchen literarischen Kunststücken schlichtweg nicht fähig. Er braucht Hilfe und findet diese beim unglücklich verschmähten Nebenbuhler Cyrano, der so über den Umweg des Ghostwritertums immerhin seine wahren Gefühle für Roxane zum Ausdruck bringen kann, selbst wenn er damit ihre Liebe zu Christian noch steigert – und sein eigenes Glück für immer zerstört. Heute tummeln sich in den wunderlichen Webwelten ganze Heerscharen vermeintlicher Cyranos, die jedem fantasielosen Zeitgenossen – für bares Geld – den perfekten Liebesbrief versprechen. Ob deren Kunden schon einmal darüber nachgedacht haben, welche Rolle Ehrlichkeit und Vertrauen in einer Liebesbeziehung spielen? Spätestens, wenn sich der schwulstvoll und wortreich balzende Gockel bei der wirklichen Begegnung als tumber Einfaltspinsel erweist, fliegt das falsche Spiel ohnehin auf. Andererseits bieten sich mit modernster App-Technik und Augmented-Reality-Brillen stets neue Werkzeuge des Täuschens und Blendens. Ist er kultiviert oder hat er nur das richtige Daten-Abo? Falls die Liebe dann wenigstens beide Partner mit Blindheit schlägt, kann das digitalisierte Liebesexperiment vielleicht sogar gelingen. Nur, dass man die beteiligten Personen einer solchen Paarbeziehung möglicherweise nicht mehr so genau benennen kann. Ob ein derart datentechnisch globalisiertes Liebesglück befriedigender endet als die globalisierte Wirtschaft, wird sich zeigen. Beiden gemeinsam muss beschieden werden, dass das Glück meist auf der Seite derer steht, die etwas zu verkaufen haben. Der Verbraucher ist langfristig immer der Verlierer. Auch diese Grundsätzlichkeit lässt Skepsis gegenüber marktwirtschaftlicher Liebesproduktion aufkommen.

Wenn der Liebesbrief hingegen wirklich von Herzen kommt, kann der Verfasser eigentlich nichts falsch machen. Gefällt dem Adressaten das Geschriebene nicht, dann war es ohnehin die falsche Person. Dies so früh zu erkennen, erspart allen Beteiligten viel künftigen Kummer. Trifft der Brief hingegen ins Schwarze, war er alle Mühe wert. Für Fortgeschrittene Liebesbriefautoren sei noch kurz erwähnt, dass sich einst eine wahre Wissenschaft um geheime Botschaften entwickelt hat, die mithilfe von Position und Neigung der aufgebrachten Briefmarke kommuniziert wurden. Das klassische „Ich liebe Dich“ lässt das Postwertzeichen Kopf stehen. Im Falle des vorliegenden Postwertzeichens zum Tag der Briefmarke ist allerdings Vorsicht geboten, sonst denkt noch jemand, er hätte einen dicken Po.

 

 

 

 

01. September: Briefmarke "Deutsche Fernsehlegenden - Raumpatrouille Orion"

 Die aktuelle Briefmarke vom 1. September erinnert an eine deutsche Fernsehlegende, die 2016 ihr 50. Jubiläum feiert. Denn am 17. September 1966 startete die erste deutsche Science-Fiction-Fernsehserie: „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ – heute verkürzt als „Raumpatrouille Orion“ im kollektiven Gedächtnis gespeichert. Die Handlung spielt in der fernen Zukunft und erzählt von einem Konflikt mit Außerirdischen namens „Frogs“. Das multinationale Team des Raumkreuzers Orion war damals nicht ohne politische Brisanz, bot die Fernsehserie doch die Vision einer geeinten Erde ohne Konfliktparteien. Das Publikum fand dennoch Gefallen – oder war zumindest neugierig genug, um keine Folge zu verpassen. Alle vierzehn Tage fesselte die Besatzung um Dietmar Schönherr gleich nach der samstäglichen Tagesschau die Zuschauer vor den Fernsehgeräten. Mit Einschaltquoten von über 55 Prozent war die Fernsehproduktion ein nationales Ereignis oder auch ein „Straßenfeger“, wie man damals sagte.

Insgesamt wurden sieben einstündige Folgen der Serie produziert. Die Gesamtkosten lagen bei rund 3,4 Millionen Mark, sodass die „Raumpatrouille Orion“ seinerzeit zu den aufwendigsten Produktionen des deutschen Fernsehens überhaupt zählte. Um diese Kosten stemmen zu können, ging man eigens eine Kooperation mit der französischen Rundfunkanstalt ORTF ein. Die Drehorte befanden sich ausschließlich in der Bundesrepublik, meistens in Bayern. Lediglich für eine Folge wurden einige Hintergrundbilder im Berliner Aquarium aufgenommen. Der geplante Ausflug nach Island, wo man auf spektakuläre Aufnahmen in den weiten Lavafeldern hoffte, musste aus Kostengründen entfallen. Stattdessen nahm man mit einer Abraumhalde in Peißenberg vorlieb.

Legendär sind nach wie vor die einfallsreichen Trickeffekte und die Ausstattung des futuristischen Raumkreuzers, die möglicherweise ebenfalls auf Budgetmangel verweisen oder aber der grenzenlosen Vorstellungskraft der Produzenten geschuldet waren. Küchengeräte, Bügeleisen und Wasserhähne wurden phantasievoll zweckentfremdet, Reis und Kaffeebohnen durch die Luft gepustet und so manches Objekt in Brand gesteckt. Sogar ein Sitzmöbel von Mies van der Rohe fand Verwendung. So originell dies alles aus heutiger Sicht wirkt, reichte es 1966 nicht für eine internationale Vermarktung, die für weitere Fortsetzungen nötig gewesen wäre. So blieb es bei sieben Folgen und einem Happy End – und einem bleibenden Kultstatus für junge und alte Fernsehzuschauer, die bis heute die Legende „Raumpatrouille Orion“ feiern.

 

  

 

 

01. September: Briefmarke "Alte und gefährdete Nutztierrassen - Rhönschaf und Deutsches Sattelschwein"

Wieder einmal erscheint am 1. September 2016 eine Briefmarke, die ihren Fokus auf gefährdete Tierarten richtet. Interessanterweise handelt es sich aber nicht um seltene Sumpfhühner oder Lurche, sondern um Nutztierrassen. Während vielen Wildtieren das Ende droht, weil sie aus ihren Biotopen vertrieben werden, wurden die auf dem Briefmarkenblock thematisierten Tiere – das Rhönschaf und das Deutsche Sattelschwein – vom Markt, also vom Verbraucher, verdrängt. Mittlerweile hat man den wahren Wert dieser ursprünglichen Tiere aber erkannt und bemüht sich, ihr Aussterben durch Züchtung zu verhindern.

Das Rhönschaf mit seinem typischen schwarzen Kopf ohne Hörner ist bereits seit dem 16. Jahrhundert belegt. Es ist ein typisches Weideschaf, optimal an kaltes Wetter angepasst und auch sonst äußerst robust. Doch während die Menschen früher zufrieden waren, wenn es genug Wolle für ihren Bedarf gab, stiegen ab Ende des 19. Jahrhunderts die Ansprüche und das Angebot. Nun wurde Wolle importiert. Das war oft günstiger, und die Wolle war zudem feiner als die heimische. So sanken die Bestände der Rhönschafe kontinuierlich, bis sie um 1960 auf gerade einmal 300 Tiere geschrumpft waren. Seitdem hat sich einiges getan, und auf deutschen Weiden grasen wieder knapp 5400 dieser schwarzköpfigen Schafe. Ihr Fleisch hat sich zu einer begehrten Delikatesse entwickelt, und es bleibt zu hoffen, dass der gegenwärtige Trend zu biologischen und nachhaltigen Nahrungsmitteln die Rhönschafe und manche ihrer Leidensgenossen wieder zurück auf die deutschen Speisekarten bringt. Damit wäre ihr Fortbestand als Nutztierrasse in jedem Fall gesichert.

Eine ähnliche Geschichte erlebte das Deutsche Sattelschwein, obwohl es streng genommen eher ein zeitgeschichtliches Phänomen ist. Denn das Deutsche Sattelschwein ist eine relativ neue Nachkriegszüchtung. Einer seiner Vorfahren war das Angler Sattelschwein, ein 1926 aus England eingeführtes Tier, das ebenfalls durch seine auffällige Fellzeichnung zu seinem Namen kam. Die Landwirte in Schleswig-Holstein schätzten sein schnelles Wachstum und die hohe Zahl an Ferkeln, die es jedes Jahr warf. In der DDR kreuzte man dieses vorteilhafte Schwein mit dem Schwäbisch-Hallischen Landschwein und gab der neuen Züchtung den Namen „Deutsches Sattelschwein“. In der Nachkriegszeit waren die Menschen froh, wenn sie einmal Fleisch auf den Teller bekamen. Doch mit wachsendem Wohlstand veränderten sich auch die Vorlieben der Verbraucher. Fleisch sollte bitte schön mager sein. Die Sattelschweine aber, die wie das Rhönschaf auf das Leben im Freien bestens eingestellt waren, verfügten über einen hohen Fettanteil in ihrem Fleisch. Mit sinkender Nachfrage stellten viele Landwirte auf besser verkäufliche Tiere um. Heute gibt es noch knapp über 250 Sattelschweine. Mühsam werden die Tiere nachgezüchtet, um die Bestände zu vergrößern. Dabei müssen oft die Eber getauscht werden, um den sehr kleinen Genpool wenigstens durch überregionalen Austausch aufzufrischen. Auch diesen Schweinen können die Feinschmecker unter den Konsumenten helfen, denn ihr Fleisch gilt als besonders schmackhaft. Dass Fett nicht gleich Fett ist, hat sich ebenfalls in breiteren Bevölkerungsschichten herumgesprochen. Ein schönes Nackensteak vom Deutschen Sattelschwein ist im Vergleich zu einer Tüte Kartoffelchips eine verhältnismäßig gesunde Sünde.

Briefmarken Oktober 2016

 

 

 

06. Oktober: Briefmarke "Dom zu Naumberg"

 
 Deutschlandlied

06. Oktober 2016: Briefmarken "175 Jahre Deutschlandlied"

 
 Deutschlandlied

06. Oktober 2016: Briefmarken "Elektormobilität"

Briefmarken November 2016

 

 

 

02. November: Briefmarke "125. Geburtstag Otto Dix"

Die Beziehung von Otto Dix zu seiner Kunst fasste er selbst einmal sehr schlicht zusammen: "Wozu das gut ist, weiß ich selber nicht, aber ich mach´s." Otto Dix machte nicht viele Worte, und wenn, dann in einer Klarheit und Entschiedenheit, dass manchem offiziellen Gastgeber des Malers für die Dauer der Präsentation der Angstschweiß auf der Stirn stand. Vereinnahmen ließ er sich nicht. Am 2. November 2016 gratuliert eine Sondermarke der Deutschen Post zum 125. Geburtstag des bedeutenden Künstlers. Das Briefmarkenmotiv zeigt einen Ausschnitt aus Otto Dix Werk "An die Schönheit" aus dem Jahre 1922, in dem sich der Künstler an zentraler Stelle selbst porträtierte. Um ihn herum erstreckt sich ein schmaler Salon mit wie ferngelenkt tanzenden Menschen und einem schwarzen Jazzmusiker. Dix selbst posiert im feinen Anzug und hält ein Telefon in der Hand. Der Künstler fühlte sich als Berichterstatter, als Zeuge seiner Zeit. Der Bonner Ersttagsstempel der Briefmarke vom 2. November stellt diese Haltung mit dem Dix-Zitat „Der Maler ist das Auge der Welt“ trefflich in Szene.

Der 1891 nahe Gera geborene Dix kam aus einer Arbeiterfamilie, schaffte aber dank seines Talents und eines Stipendiums rasch den Sprung an die Kunstgewerbeschule in Dresden. Dort entwickelte er auch seine tiefe Leidenschaft für die Alten Meister, deren Stil er Zeit seines Lebens in seine Werke einfließen ließ. 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und verbrachte die langen Jahre des Ersten Weltkriegs an der Front. Die Bilder des Grauens wurden zu einem unerschöpflichen Fundus späterer Bildmotive. Seine Kriegserlebnisse schilderte Otto Dix später als existenzielle Erfahrungen: "Das musste ich alles ganz genau erleben, das wollte ich. […] Die Läuse, den Dreck, die Angst, die Hosenscheißerei. […] Selber erleben! Selber gekreuzigt werden, dann ist es was!" So sprach der Künstler. Der Mensch fügte später lapidar hinzu: "Krieg ist Scheiße!"

Auch künstlerisch blieb Otto Dix neugierig und stellte seine Sicht stets aufs Neue infrage. Er experimentierte mit expressionistischen Ausdrucksformen und unternahm Ausflüge in den Dadaismus. Am bekanntesten sind aber seine Arbeiten im Stil der Neuen Sachlichkeit, die sich in der krisenhaften Weimarer Republik zur prägenden Form entwickelt hatte. Kühl, zynisch, manchmal regelrecht satirisch, legte der "Verismus" schonungslos offen. Die porträtierten Figuren standen bar jeglicher Idealisierung ihrer Körperlichkeit oder ihres Tuns in einer Welt, die so ist, wie sie ist. Nicht nur schön, nicht nur hässlich, ziemlich verdorben, aber unterm Strich nun einmal der Ort, an dem man existiert. Dass Otto Dix Arbeiten ab 1933 keine Freunde unter den neuen Machthabern fanden, durfte nicht verwundern. Dem Künstler gelang es dennoch trotz Ächtung als "entarteter Künstler" das Dritte Reich zurückgezogen aber unbeschadet zu überstehen, auch wenn ihm in seinem ländlichen Exil das Stadtleben fehlte. Sein Haus am Bodensee und die Landschaft fand er "zum Kotzen schön". Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Dix eher eine Randfigur der Kunstszene, pendelte zwischen den beiden deutschen Staaten, ohne sich von einem der beiden Systeme instrumentalisieren zu lassen. In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr Dix zahlreiche Ehrungen und bekam in Ost und West Preise verliehen. Sonderlich begeistert scheint ihn das nicht zu haben, dafür war sein Blick zu abgeklärt, zu realistisch: "Dieses Leben ist eine ganz tragisch-kümmerliche Angelegenheit gewesen." Der Künstler starb im Sommer 1969.

 

 

 

02. November: Briefmarke "Weihnachten - Die Hirten auf dem Feld"

Am 2. November 2016 erscheint eine neue 70-Cent-Briefmarke mit Zuschlag zugunsten der Freien Wohlfahrtspflege. Das Motiv ist die Verkündigung der Hirten aus der Weihnachtsgeschichte. Obwohl sich diese Geschichte aus dem heutigen weihnachtlichen Brauchtum kaum wegdenken lässt, man denke nur an die zahllosen Krippenspiele, wird sie lediglich von einem der vier Evangelisten erzählt. Lukas gilt als der literarischste unter ihnen. Dass er der Weihnachtsgeschichte mit den Figuren der Hirten eine volkstümlichere Note verlieh, war insofern auch eine klare Botschaft an die Leserschaft. Nicht den Gelehrten und Mächtigen wird die Erlösung verhießen, sondern sie soll "allem Volke widerfahren". In Anbetracht einer weitgehend agrarischen Lebensweise der Menschen hatten diese auch eine deutlich größere Affinität zu Landarbeitern, da die meisten selbst welche waren.

Das Motiv der Briefmarke "Die Hirten auf dem Feld" stammt aus einer mittelalterlichen Handschrift mit dem Titel "Garten der Köstlichkeiten" – lateinisch "Hortus Deliciarum". Verfasst wurde die Enzyklopädie um 1175 von der Äbtissin Herrad von Landsberg. Die Leiterin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg hatte versucht, das damalige Weltwissen gemeinsam mit den Grundlehren des christlichen Glaubens in einem Buch zu vereinen. Mit diesem Werk wollte sie künftig die Schwestern ihres Klosters unterrichten. Als wäre das Projekt nicht ehrgeizig genug, illustrierte Herrad von Landsberg die Seiten mit weit über 300 kunstvollen Miniaturen, in denen sie Textpassagen bildlich interpretierte, aber auch gelegentlich Details hinzufügte, die im Text nicht erwähnt werden und möglicherweise ihre eigenen Ansichten widerspiegeln. Auf dem Bogen, der die Hölle gezeigt wird, ist beispielsweise ein Topf abgebildet, in dem Männer mit Judenhüten schmoren. Das war ein nicht unübliches Motiv dieser Zeit. Allerdings, und das ist bemerkenswert, schmort unmittelbar daneben auch die Ritterschaft in eben so einem Kochtopf. Die äußerst gebildete Autorin griff bei ihren Bildern auf einen enormen Fundus von theologischen und symbolischen Bildern zurück, die sie in teilweise großer Eigenständigkeit arrangierte. Auch beantwortet Herrad von Landsberg eine eher weniger theologische Frage, die man sich aber bezüglich der Weihnachtsgeschichte durchaus stellen kann: Wie reagierten eigentlich die Tiere darauf, dass in ihrer Futterkrippe ein Kindlein lag? Ganz einfach, der Esel und die lustig schielende Kuh haben munter weiter gefressen und sich ihr Stroh aus der Schlafesstatt des Heilands gezupft.

Die grafische Gestaltung der Weihnachts-Briefmarke ist übrigens ebenfalls aus der Handschrift der Äbtissin übernommen worden. Auch sie hatte oberhalb der Hirten die Textpassage aus dem Lukasevangelium eingefügt: "Der Engel sprach zu den Hirten: Fürchtet Euch nicht, ich verkündige Euch große Freude. Euch ist heute der Heiland geboren." Das Original des "Garten der Köstlichkeiten" ist leider bei der deutschen Beschießung von Straßburg 1870 zusammen mit einer Vielzahl anderer mittelalterlicher Manuskripte verbrannt. Es existieren aber einige Kopien, aus denen das Gesamtwerk großteils rekonstruiert werden konnte.

 

 

 

30. November: Briefmarke "Weihnachtskugeln"

"Frohe Weihnachten", wünscht die Briefmarke vom 30. November 2016, und das in etlichen europäischen Sprachen. Ihr Motiv sind Weihnachtskugeln. Dieser Baumschmuck gilt zusammen mit dem Lametta als Klassiker am Weihnachtsbaum. Seine Herkunft liegt allerdings im Dunkeln. Einer beliebten Legende nach sollen die Kugeln aus der Not heraus geboren worden sein. Während es allgemein üblich war, zur Weihnachtszeit einen Tannenbaum mit Zuckerwerk, Äpfeln und Nüssen zu verzieren, soll in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein armer Glasbläser aus dem thüringischen Lauscha seinen Christbaumschmuck aus Glas hergestellt haben, da ihm das nötige Geld für die Früchte fehlte. Tatsächlich existiert ein Dokument aus Lauscha von 1848, das den Auftrag zur Produktion mehrerer "Weihnachtskugeln" belegt. Zwanzig Jahre später entstand vor Ort eine Gasanstalt, die es dem Glasgewerbe ermöglichte, mit heißeren Flammen zu arbeiten als mit ihren traditionellen Ölbrennern möglich war. Somit konnten immer größere und dünnwandigere Kugeln hergestellt werden.

Dank eines findigen Händlers aus Amerika wurden die Glaskugeln aus Lauscha bald zu einem internationalen Exportschlager. Frank Winfield Woolworth, der Sohn eines Kartoffelbauern aus New York, hatte in den USA das Konzept der Billigläden entwickelt und ab 1879 erfolgreich eine Kette von 5- und 10-Cent-Stores aufgebaut. Schon 1880 importierte Woolworth die filigrane Glaskunst aus Thüringen und sorgte für einen regelrechten Produktions-Boom. Bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatten die Kugeln aus Lauscha Monopolstellung auf dem Weltmarkt. Dann begannen auch andere Unternehmen mit der Herstellung des immer beliebteren Schmucks. Gerade in Österreich entwickelte sich eine starke Konkurrenz. Dennoch haben sich die Original-Kugeln als besonders hochwertige Sammlerobjekte ihren Platz bewahren können.

Heute ist die Masse der bunten Christbaumkugeln Fabrikware aus Metall und Kunststoff und wird sehr billig angeboten – in entsprechender Qualität. Insofern wundert es nicht, dass der Trend zurück zu selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck geht, oder aber alter Schmuck, seit Generationen vererbt und gepflegt, seine Renaissance erlebt. Vielleicht färbt ein wenig davon ja auch auf das Weihnachtsfest ab. Ein bisschen weniger Kommerz kann nicht schaden, dann werden die Feiertage auch nicht so anstrengend. Wir schließen uns der Botschaft auf der Briefmarke vom 30. November 2016 an und wünschen "Frohe Weihnachten!"

 

 

 

 

 

08. Dezember: Briefmarke "Design aus Deutschland"

In Zeiten, in denen manche Menschen den Stolz auf ihr Heimatland wiederentdecken und lautstark verkünden, ist es erfrischend, wenn im Gegenzug das Land seinen Stolz auf die Menschen zum Ausdruck bringt. Beides birgt eine gewisse Absurdität, da das Objekt des Stolzes in der Regel nichts mit dem Bewunderer zu schaffen hat. Der Titel der Briefmarken „Design aus Deutschland“ vom 8. Dezember 2016 mag seinen Fokus also auf die regional-nationale Einordnung legen, die auf den Briefmarken vertretenen Künstler haben sich dennoch mehr auf ihre Arbeit als auf ihre Nationalität konzentriert. Im Falle Luigi Colanis wäre das auch kompliziert gewesen. Der Sohn einer Polin und eines kurdischstämmigen Schweizers wuchs in Berlin auf, wo er auch sein Hochschulstudium der Bildhauerei und Malerei absolvierte, bevor er in Paris Aerodynamik studierte. Aus den beiden Elementen Kunst und Gebrauchsform schuf der kreative Kopf ein eigenes Universum von innovativen, biomorphen Alltagsgegenständen. Der auf der Briefmarke vom 8. Dezember 2016 abgebildete Schlaufenstuhl aus dem Jahre 1968 ist eines seiner bekanntesten Werke. Seine Badezimmer- und Küchenmöbel, Computermäuse und vor allem seine Automobil-Karosserien haben in ihren jeweiligen Branchen Entwicklungen angestoßen, die heute fest ins ästhetische Alltagsbild verwoben sind. Colanis Arbeiten lassen scharfe Kanten und rechte Winkel vermissen, teils aus Gründen der Aerodynamik – seine Fahrzeugmodelle bestechen beispielsweise durch geringeren Luftwiderstand und damit niedrigerem Treibstoffverbrauch – und teils aus ergonomischen Erwägungen. So sehen seine an die Hand des Menschen angepassten Kugelschreiber kaum aus wie Kugelschreiber, erfüllen aber ihren Zweck, gut in der Hand zu liegen, sehr viel besser als das Standardmodell. In seiner Bewunderung der Natur beweist Colani eine gewisse ideologische Nähe zum österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser. Seine Äußerungen über Zeitgeist, Mode und Politik fallen immer wieder entsprechend ruppig aus – Götz von Berlichingen lässt grüßen.

Der zweite vorgestellte "Designer aus Deutschland" heißt Hans Theo Baumann und ist gebürtiger Schweizer. Nach seinem Studium in Dresden und Basel ließ sich Baumann im Schwarzwald nieder, wo er sich der Arbeit mit den Werkstoffen Glas und Keramik widmete. Der Nachkriegstrend zur Betonkirche eröffnete ganz neue Anwendungsmöglichkeiten von Glasbausteinen. In dieser Zeit arbeitete Baumann auch mit Egon Eiermann zusammen, dem Architekten der neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Im Kleinen entwickelte der Künstler eine ganz eigene Ästhetik, die sich in zahllosen Geschirr-Kollektionen auch für renommierte Porzellan-Hersteller niederschlug. Große Unternehmen wie die Lufthansa ließen sich von Baumann stapelbares und ansprechendes Bordgeschirr entwerfen, in Indien und Japan arbeitete er mit regionalen Designern zusammen. Stets kehrte er aber nach Schopfheim zurück, seiner Wahl-Heimatstadt, die ihm kurz vor seinem Tod am 6. August 2016 die Ehrenbürgerschaft verlieh.

Bereits 1998 und 1999 erschienen zwei Briefmarkenblocks zum Thema Gestaltung. Sie trugen den Titel "Design in Deutschland".

 

 

 

 

08. Dezember: Briefmarke "200 Jahre Dampfschiff "Die Weser""

Es muss ein einmaliges Schauspiel gewesen sein, als am 6. Mai 1817 das Dampfschiff "Die Weser" von Vegesack aus den Fluss herauf fuhr. Zahlreiche Würdenträger wohnten der Jungfernfahrt des ersten Weserdampfers bei, und die Bevölkerung bestaunte vom Flussufer aus das rauchende Ungetüm mit seinen Schaufelrädern. Am 8. Dezember feiert eine Briefmarke mit dem Titel "200 Jahre Dampfschiff "Die Weser"" das runde Jubiläum dieses Ereignisses.

Der Raddampfer "Die Weser" gilt als das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff einer deutschen Reederei. Der Schiffsmotor kam allerdings aus England. Das Unternehmen „Boulton & Watt“ war seinerzeit der Marktführer und lieferte weltweit Dampfmaschinen aus. Auch der amerikanische Schifffahrtspionier Robert Fulton hatte sein Flussschiff mit einem Antrieb des Ingenieurs James Watt ausgerüstet. Als der Bremer Kaufmann Friedrich Schröder seinen Plan umsetzte, die Unterweser erstmalig mit einem dampfbetriebenen Frachtschiff zu befahren, griff er folglich auf die zuverlässigen Motoren aus dem nordenglischen Birmingham zurück. Die 14 PS starke Maschine wurde in Einzelteilen geliefert und vor Ort montiert. Das passende Schiff ließ Schröder von einem lokalen Werftunternehmen bauen. Die stark versandete Unterweser erforderte einen flach gehenden Rumpf. Bisher hatte man die Waren der Hochseeschiffe auf Flusskähne verladen müssen. Diese Methode war extrem zeitaufwändig und verzögerte den Warentransport erheblich. Insofern war Schröders Ansatz naheliegend. Auch auf anderen Binnengewässern hatten sich Raddampfer bewährt. Ihre Kraftübertragung bei gleichzeitig geringem Tiefgang war optimal für die vorherrschenden Bedingungen. Schröders „Die Weser“ verfügte über Schaufelräder, deren Eintauchtiefe manuell verändert werden konnte, sodass in Abschnitten mit geringem Wasserstand dennoch das Fortkommen möglich war. Hilfsmast und Schornstein konnten für die Unterquerung der Bremer Weserbrücke umgelegt werden.

Doch allen technischen Raffinessen zum Trotz sollte sich das Unternehmen Weserdampfschifffahrt nicht rentieren. Zwar verfügte der Bremer Unternehmer über ein "Privileg", das ihm für 15 Jahre das Vorrecht für den Dampfschiffverkehr auf der Weser einräumte, aber der Fluss blieb ein schwer befahrbares Gewässer, und der Verkehr konnte meist nur während der Flut aufrechterhalten werden. Friedrich Schröder versuchte, die anfallenden Verluste durch die Anschaffung eines zweiten Schiffs zu kompensieren. 1833 gab er schließlich auf und ließ „Die Weser“ abwracken. Bis dahin hatte das Schiff rund 83.000 Passagiere befördert. Die Ausstattung der Fahrgastkabine war zeitgemäß prächtig. Polstersitze, glänzende Metallbeschläge, Spiegel und sogar eine kleine Bibliothek sollten den Reisenden die Fahrt versüßen. Die Briefmarke vom 8. Dezember 2016 vermittelt durch die Abbildung einer zeitgenössischen Illustration ein lebendiges Bild dieser Pionierzeit, als die Reise in einem Dampfschiff noch einen Hauch von Luxus und Exklusivität bedeutete.

 

 

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